1) Gabe/Jersey & 2) Gabe/Lynn

Erschrocken sah Gabriel Lynn nach, nur um dann erleichtert auszuatmen, als er erfuhr, dass Lynn zumindest kein Problem damit hatte.
Wieder druckste er etwas herum, bevor er sich traute eine weitere Frage zu stellen.
"Hast du... das schonmal ausprobiert...? Mit einem Jungen...? Und warum ist die Vorstellung mit Jersey zusammen zu sein grausam? Ich nehm Salami"

"Ja, hab ich, aber ich werde es dir jetzt bestimmt nicht erzählen", meinte Lynn augenzwinkernd und hob den Hörer ans Ohr.
Er bestellte für sie beide, dann legte er auf und wandte sich wieder Gabriel zu.
"Jersey scheint ein sehr anstrengender Mensch zu sein. Er ist nett, keine Frage, aber entweder redet er ununterbrochen oder er redet gar nicht. Und wenn er gar nicht redet hat man ständig das Gefühl man hat irgendwas falsch gemacht, auch wenn er gerade erst zur Tür rein gekommen ist. Ich denke er ist ein seeeehr launischer Mensch. Außerdem ist er Tänzer und Tänzer sind generell schwierige Zeitgenossen. Und sein Englisch ist unterste Schublade, da sprech sogar ich als Ghettokind aus Chicago deutlicher. Und die Pizza ist in einer halben Stunde da, möchtest du was trinken?"

Das Augenzwinkern brachte Gabriels Herz fast zum Stillstand.
Und kurz darauf fast zur Explosion.
Hätte er gestanden, wäre er jetzt wohl umgefallen, aber so kuschelte er sich einfach schrecklich verlegen an Lynn und genoss, dass er heute praktisch einen Kuschelfreifahrschein hatte.
"Aber er ist unheimlich lieb...", musste Gabriel seinen Jersey dann doch verteidigen.
"Ich bin froh, dass er wieder da ist, auch wenn er sich sehr verändert hat..."
Dann stutzte er.
"Du kommst aus Chicago?", überrascht, und auch ziemlich neugierig verrenkte sich Gabriel beinahe den Hals, um gleichzeitig schmusen und Lynn ansehen zu können.
"Oh und... wie machen wir das mit dem Geld? Kaufen wir dann getrennt ein?"

"Ich hab ja nicht gesagt, dass er nicht lieb ist. Er ist nur anstrengend.", widersprach Lynn.
"Wie verändert?", wollte er dann neugierig wissen.
"Kanntest du ihn schon vorher? Er war doch in New York oder?"

Dann sah er nach unten in Garbiels Gesicht.
"Ja, ich komme aus Chicago", bestätigte er.
"Ich bin aber schon ziemlich lange in Deutschland. Und das mit dem Geld ist kein Problem, ich krieg das schon geregelt."
Nun ja, eigentlich war es schon in gewisser Weise ein Prioiblem, Lynn konnte kaum sich slebst finanzieren, aber irgendwie ließ es sien Stolz nicht zu Gabriel auch noch für die Hilfe zahlen zu lassen.

"Er war mein bester Freund, eigentlich schon immer, aber als wir zwölf waren ist er weggezogen. Naja... früher waren wir immer zu zweit, wir haben nie mit anderen Kindern gespielt und ich hab mehr oder weniger bei seiner Familie gelebt, als... also später. Als er weggezogen ist bin ich allein geblieben, und er... hat sich verändert... ist auf Partys gegangen... hat Leute kennengelernt..."
So genau konnte Gabriel nicht benennen, was sich verändert hatte... Er wusste nur, dass Jersey einfach... anders war, als früher.
"Warum bist du nach Deutschland gekommen?", fragte er schließlich Lynn.
"Nein... ich krieg doch mein Kindergeld... das ist doch dafür da, dass ich damit Essen kaufe... du... du lässt mich doch schon hier wohnen.", besorgt sah Gabriel zu Lynn auf. Dass der andere selbst nicht gerade viel Geld zur Verfügung hatte, das war ihm schon aufgefallen.

Lynn nickte. Er konnte sich schon vorstellen was Gabriel meinte.

"Wir sind zu meinen Großeltern gezogen", antwortete Lynn dann auf Gabriels Frage.

Dann seufzte er leise.
"Ok, dann kauf damit Essen, aber getrennten Kühlschrank zu machen ist auch irgendwie dämlich oder? Wir haben doch keine WG. Naja, wir kriegen das schon hin, muss ja nicht alles heute entschieden werden."

"Wir sind zu meinen Großeltern gezogen", sagte Lynn, und irgendwie hatte Gabriel das Gefühl, dass er dort gerade nicht weiterfragen wollte.
Ein Themawechsel blieb ihm sowieso erspart, denn im nächsten Moment klingelte es, und die Pizza war da.
Lynn hatte sich frei genommen, und den Rest des Tages verbrachten sie damit Gabriels Sachen ein bisschen zu verstauen, mit Pete zu spielen und zu reden.
Abends baute sich Gabriel sein Bett auf der Couch, aber schon nach kurzer Zeit schreckte er leise weinend auf dem Schlaf auf, weil ihn wieder einmal Alpträume heimgesucht hatten, bei denen er nicht einmal wusste wovon sie gehandelt hatten.
Seinen Howardt fest im Arm schlich er zögernd zur Schlafzimmertür und öffnete sie leise.
Eine ganze Weile stand er unentschlossen in der Tür, bis ihn Müdigkeit und Angst vorantrieben.
Vorsichtig schlich er in den Raum und legte sich neben Lynn auf die Matratze.
Erst nach einer Weile wagte er es sich anzukuscheln, und schlief beinahe sofort tief und fest und alptraumlos ein.

Als Lynn am nächsten Morgen aufwachte lag etwas auf seinem Arm.
Etwas, das eindeutig schwerer war als Pete.
Müde und verschlafen öffnete er die Augen und blinzelte einen Haufen Blonder Strubbelhaare an.
Wie war der denn in sein Bett gekommen?
"Gabriel?", fragte er leise und schubste den Kleinen vorsichtig an.
"Wandelst du schlaf oder bin ich magnetisch?"

Leise und ziemlich zufrieden seufzte Gabriel, als Lynn ihn am Morgen anstubste.
Er fühlte sich wunderbar entspannt, und einfach gut, zumindest bis er anfing sich zu bewegen.
Schmerzhaft stöhnte er auf und runzelte die Stirn, als sich sämtliche Prellungen und blaue Flecken wieder meldeten.
"Hm...?", nuschelte er und schlug blinzelnd die Augen auf.
Unwillkürlich musste er lächeln, als er direkt in Lynns Gesicht sah.
Daran könnte er sich gewöhnen, und irgendwie musste er den Dran unterdrücken, den großen einfach zu küssen.
Es fühlte sich so richtig an, auf diese Weise aufzuwachen.
"Ich... wa... du bist... ich hatte einen Alptraum...", nuschelte er sich dann verschlafen zurecht und hatte sogar den Anstand verlegen zu werden, und seine Röte etwas hinter seinem Elefanten zu verstecken.

"Und dann bringst du auch noch Gäste mit in mein Bett", tadelte Lynn mit einem Blick auf den Elefanten in Gabriels Arm.
"Weißt du Gabriel, das kann so nicht weiter gehen. Stell dir mal vor er bringt dann auch seine Freunde mit. Irgendwann ist gar kein Platz mehr und alle treten sich und dann kann keiner mehr schlafen!"

Er legte sich auf den Rücken, streckte sich kurz und gähnte dann ausgiebig.
"Konntest du hier denn dann wenigstens besser schlafen?", fragte er mit geschlossenen Augen.
Irgendwie konnte er dem Kleinen nicht mal böse sein, dass er sich einfach in sein Bett schmarotzt hatte.

Irritiert sah Gabriel zu Howardt, dann wieder zu Lynn und umgekehrt.
Dann musste er grinsen.
"Er hat garkeine Freunde.", teilte er Lynn mit.
"Und ich hab nur Jersey, und der braucht zuviel Platz, weil er im Schlaf immer tritt."
Automatisch schmuste sich Gabriel an Lynns Seite, als dieser sich auf den Rücken drehte, ud legte den Kopf auf seine Brust.
"Ja...", antwortete er nachdenklich.
"So gut wie... schon lange nicht mehr... Hab ich dich gestört?"

Lynn musste schmunzeln bei dem Gedanken an einen im Schlaf tretenden Jersey. Passte wie die Fuast aufs Auge!

Dann schüttelte er leicht den Kopf.
"Nein, ich hab geschlafen", antwortete er grinsend.
"Wenn ich schlafe kümmere ich mich selten um irgendetwas."

"Wie sieht das eigentlich mit deinen Schulzeiten aus? Ich arbeite ja zu den merkwürdigsten Zeiten und wenn ich dich jede Nacht aufwecke, wenn ich nach hause komme, ist das auch nicht so toll denke ich... Außerdem brauchst du wohl vorrübergehend einen Schlüssel, weil ich ja nicht immer hier bin, wenn du aus hast.", überlegte er dann.

"Dann ist ja gut", brummelte Gabriel zufrieden und schloss dösend die Augen.
Er konnte Lynns Herzschlag hören...
"Ich... hab einen Stundenplan...", murmelte er, und versuchte sich stirnrunzelnd an selbigen zu erinnern.
"Aber eigentlich hab ich immer so ungefähr bis drei Schule..."
Da war er sich zumindest relativ sicher.
"Die Couch ist unbequem...", teilte er Lynn dann leise und völlig ohne Hintergedanken mit.

"Naja, du schläfst ja sowieso nicht drauf", meinte Lynn augenzwinkernd.
"Und dass du einen Stundenplan hast, dachte ich mir fast. Vielleicht schriebst du ihn mir einfach mal auf, dann kann ich ihn mit meinem Dienstplan für die nächste Woche abgleichen. Wie wir das mit dem Essen machen weiß ich nicht. Ich kann nicht kochen und wenn du was anderes als Fertigfutter möchtest, musst du dir das wohl auch selbst machen, denn ich hab keine Lust kochen zu lernen."

Glücklich lächelte Gabriel zu Lynn hoch und sein Herz schlug ein bisschen schneller, als ihre Augen sich begegneten.
"Mein Vater kann auch nicht kochen... deshalb kann ich ein paar Dinge."
Am liebsten wäre er garnicht mehr aufgestanden.
Am liebsten wollte er diese Seifenblase einfach weiterträumen, dass sie ein Paar waren, und jeden Morgen so aufwachen würden, und dass Lynn ihn liebte und sie miteinander glücklich waren.
"Was isst du gern?"

"Alles", antwortete Lynn lächelnd.
"Wirklich, es gibt nichts, was ich nicht esse. Ich bin Fertigfutter gewöhnt, also kann man mich mit nichts schocken. Als Kind mochte ich am liebsten das Kartoffelgratin von meiner Mom, aber das kann niemand so gut wie sie. Und von jemand anders, ess ich es nicht", erzählte er dann nachdenklich.

"Hm...", murmelte Gabriel nachdenklich und drehte sich so um, dass er das Kinn auf Lynns Brust auf seine Hände stützen konnte um ihn anzusehen.
"Warum... macht sie es dann nicht für dich? Leben deine Eltern weit weg...?", fragte er vorsichtig.

Lynn wandte den Blick kurz ab.
"Mein Vater lebt in Hamburg und meine Mutter lebt gar nicht mehr.", antwortete er leise.
"Deswegen esse ich kein Kartoffelgratin mehr", fügte er dann hinzu und lächelte Gabriel an.

"Oh...", murmelte Gabriel traurig, und ein Stich fuhr ihm in die Brust, als er an seine eigene Mutter denken musste.
"Dann... haben wir beide keine Familie mehr...", lächelte er schwach.
"Außer Pete"
Unwillkürlich drückte sich Gabriel etwas enger an Lynn.
Er fühlte sich so unglaublich verstanden von dem anderen...
Und beschützt...

"Das stimmt", antwortete Lynn und legte seine Arme beschützend um Gabriel.
"Wir haben beide keine Mutter mehr und einen Vater, der ziemlich daneben ist."
Er lächelte leicht und strich Gabriel zärtlich über den Rücken.

Ein angenehmer Schauer durchlief Gabriel von Kopf bis Fuß, und er spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten, als Lynn ihm zärtlich über den Rücken strich.
"Lynn...", wisperte er mit einem fast verzweifelten Ausdruck im Gesicht, dann stützte er sich auf der Matratze ab, rutschte ein Stück nach oben und küsste den größeren schüchtern auf die Lippen.
"Ich hab dich lieb", flüsterte er mit brüchiger Stimme und barg das Gesicht an Lynns Halsbeuge, als seine Augen feucht wurden.
Beinahe ein bisschen trotzig schlang er die Arme um Lynns Hals.
"Danke"

Lynn war ein wenig überfordert.
Natürlich hatte er sich soetwas schon gedacht aber...
Was sollte er denn jetzt tun? Wenn Gabriel... also... wenn er Gefühle für ihn hatte dann... er konnte sie doch nicht erwiedern! Aber er wollte ihm auch nicht weh tun! Dazu hatte er dein Kleinen doch viel zu gern!

"Ich weiß", flüsterte er dann nur und strich ihm weiter über den Rücken.

Und schon war seine schillernde Seifenblase geplatzt.
Aber auch die Realität war nicht unbedingt negativ.
Den Sonntag verbrachten sie größtenteils kuschelnd im Bett, redeten und planten und spielten mit Pete, bis es Zeit war ins Bett zu gehen.
Am nächsten Tag hatte Gabriel Jersey jede Menge zu erzählen, und er strahlte fömlich von innen heraus, obwohl ein Großteil seiner Haut in blau- und grüntönen schimmerte.
Er lächelte so viel wie lange nicht mehr, und ihn konnte scheinbar nichts aus der Ruhe bringen.
Nach der Schule ging Gabriel auf direktem Weg zu Lynn, und genoss es sich in Gedanken vorzusagen, dass er NACH HAUSE ging.
Kurz schaute er in einem kleinen Laden vorbei und kaufte ein paar Lebensmittel.
Noch hatte er keinen eigenen Schlüssel, aber Lynn musste erst später arbeiten.
"Ich hab Spaghetti mitgebracht.", lächelte er den größeren an und umarmte ihn zur Begrüßung.
Natürlich schmuste er auch Pete, bevor er sich daran machte Wasser aufzusetzen und die Sauce zu kochen.
"Bisher musste ich immer allein essen...", erzählte er lächelnd und werkelte in der Küche herum.
Er fand einen Kochlöffel, mit dem er das Hack in der Pfanne zerteilte, und aus einer Schöpfkelle bastelte er eine Grenze für Pete, damit er nicht in die Pfanne fiel.
Natürlich missachtete Pete diese Grenze, aber schließlich setzte Gabriel ihn in eine leere Dose, sodass er oben rausschauen konnte, und gab ihm einen Cracker zur Beschäftigung.
"Magst du gerne Erbsen, oder Mais?", fragte Gabriel völlig in seinem Element, und stellte fest, dass kochen Spaß machen konnte.
Bald schon hatte er Tomatensauce auf dem Shirt und neben dem Herd, und sogar Pete hatte ein paar Spritzer abbekommen, das Nudelwasser wäre beinahe übergekocht und der Pfefferstreuer war ein bisschen ausgekippt.
"Wo hast du eigentlich Pete kennengelernt?"

"Ich mag alles", antwortete Lynn lachend und setzte sich an den Tisch um Gabriel beim Kochen zu beobachten.
Irgendwann rettete er Pete aus dem Küchenchaos und klopfte ihm den Pfeffer aus dem Fell.
Gemeinsam beobachteten sie das bunte Treiben aus sicherer Entfernung.
"In einer Mülltonne", antwortete Lynn dann auf Gabriels Frage ganz ehrlich.
"Er war noch ganz klein und hatte sich wohl in den Kopf gesetzt bei mir zu bleiben"

Großzügig kippte Gabriel Erbsen und Mais in die Sauce, Wurzeln hatte er schon reingeschnippelt.
Dann sah er nach den Spaghetti und setzte sich zu Lynn und Pete.
Strahlend kraulte er den kleinen Vierbeiner und nahm ihn auf die Hand.
"Also ist er dir zugelaufen weil er keine Familie hatte?", fragte Gabriel und hielt Pete einen Kekskrümel hin.
"Darf er Spaghetti knabbern?"
Dann stützte er das Kinn auf die Hand und lächelte Lynn mit schiefgelegtem Kopf an.
Endlich fühlte er sich wieder lebendig, als wäre er jemand, der... als wäre er jemand.
"Ich hab mir immer ein Haustier gewünscht...", erzählte er leise.
"Dann wäre ich nicht so allein gewesen, als Jersey weggezogen ist... sie waren meine Familie... Ich frag mich immer... wann meine Eltern aufgehört haben mich zu lieben..."
Damit stand er wieder auf, goss die Nudeln ab, befüllte zwei Teller und brachte sie mitsamt Besteck zurück zum Tisch.
"Ich hoffe es schmeckt dir.", lächelte er.