1) Gabe/Jersey & 2) Gabe/Lynn

Jersey nahm einen weiteren Schluck und sah sich ebenfalls um.
Dann nickte er.
"In Manhattan war ich oft weg, fast jeden Abend, aber die Clubs in New York sind viel besser. Die Leute sind cooler, man kommt viel leichter mit jemandem in Kontakt als hier in Deutschland.", erzählte er dann.
"Außerdem steh ich nicht so sehr auf die Musik, aber bisher hab ich hier noch keinen Club mit richtig guter Musik gesehen. Außerdem ist es mir hier fast ein wenig zu voll..."
Er leerte sein Glas und stellte es auf den Tisch.
"Willst du tanzen?", fragte er dann.

Halb fasziniert und halb irritiert lauschte Gabriel Jerseys Erzählungen.
Das klang nach einer so fremden Welt...
Er war fast ein wenig eifersüchtig, dass er kein Teil dieser Welt sein durfte, aber... Jersey war ja wieder da, oder?
Gabriel hoffte, dass er dem anderen nicht zu langweilig wurde, nachdem Jersey nun so viel neues und interessantes kennengelernt hatte.
"Willst du tanzen?", fragte Jersey, und Gabriel trank vor Schreck den Rest seines Drinks aus und verschluckte sich beinahe daran.
"Was? Ich... ich hab noch nie... ich kann nicht...", stammelte er hektisch und lief rot an.

Jersey lächelte Gabriel aufmunternd an.
"Klar doch, jeder kann tanzen!", strahlte er, stand auf und zog Gabriel auf die Tanzfläche.
"Probier es wenigstens, wenn es dir nicht gefällt, setzen wir uns wieder", erklärte er und begann zu tanzen. Er versuchte Garbiel so gut wie möglich zu motivieren und dabei nicht die Tanzenden um sie herum anzurempeln.

Noch zögerte Gabriel, aber dann gab er sich einen Ruck, und ließ sich widerstandslos von Jersey auf die Tanzfläche ziehen.
Es waren wirklich extrem viele Leute dort, viel zu viele Leute für Gabriels Geschmack und Gewohnheit.
Doch nach einiger Zeit wich die Anspannung und das ständige Versichern ob Jersey noch da war, und begann mehr und mehr, sich in der Musik zu verlieren.
Schon nach kurzer Zeit strahlte sein Gesicht, und er achtete garnicht mehr auf die anderen Leute, nur auf Jersey. Und es war ihm egal, wenn er Leute anrempelte.
Erst, als er langsam durstig wurde, und seine Füße anfingen wehzutun vor lauter Menschen die darauf herumgetrampelt waren, versuchte er Jersey zu signalisieren, dass er vond er Tanzfläche wollte.

Jersey nickte und ging voraus zu ihrem Platz.
"Ich hol uns nochmal was zu Trinken!", erklärte er Gabriel kurz, dann verschwand er in Richtung Bar.
Wenig später kam er zurück, stellte die Gläser auf den Tisch und ließ sich neben Gabe fallen.
"Anstrengend", meinte er grinsend und strich sich eine verschwitzte schwarze Haarsträne aus dem Gesicht.
"Willst du dann heute bei mir bleiben? Dann kommen wir morgen wenigstens beide zu spät", meinte er dann grinsend und nahm einen Schluck aus seinem Glas, bevor er sich an Gabriels Schulter lehnte

"Ich hol uns nochmal was zu Trinken!", sagte Jersey, und kurze Zeit später hatte er ein weiteres alkoholisches Getränk in der Hand.
Er trank es, mit in mehrerer Hinsicht schlechtem Gewissen.
Es schmeckte gut, vielleicht zu gut.
Er konnte doch keinen Alkohol trinken!
Zumindest nicht... er wollte nicht werden wie sein Vater!
Er hatte gehört alkoholismus wäre vererbbar, aber an diesem Abend, und als sich Jersey an seine Schulter lehnte, war es egal.
"Ja, gerne", stimmte Gabriel strahlend zu, und fühlte sich beinahe in der Lage zu fliegen, so gut fühlte er sich.
Aus einem Impuls heraus schlang er die Arme um Jersey und drückte ihn fest.
"Danke... Ich hab dich lieb!"

Die nächsten Tage verbachte Gabriel hauptsächlich bei Jersey.
Eigentlich fast ausschließlich.
Es war ihm noch immer unangenehm, aber nur ganz selten, denn bei Jerseys Familie blühte er zum ersten Mal seit langem wieder auf.
Er fühlte sich als wäre er Teil der Familie, was wohl auch daran lag, dass sie ihm das Gefühl gaben als wäre er es.
Doch dann kam der Freitag.
Gabriel war bemüht sich nichts anmerken zu lassen, und solang er mit Jersey zusammen war gelang ihm dies auch sehr gut.
Abends verabschiedete er sich zur gewohnten Zeit, dann ging er ein Stück die Straße herunter und blieb unschlüssig stehen.
Wo sollte er hin?
Heute war der Hochzeitstag seiner Eltern... deshalb konnte er nicht nach Hause, er wusste, dass er seinem Vater an diesem Tag besser aus dem Weg ging, aber die dunklen Gassen ließen ihn schaudern.
Zögernd und gleichzeitig hastig lief er die Straße weiter entlang, in Richtung Innenstadt, dann zeigte ihm Lärm eine kleine Kneipe an, die wohl hier in der Nähe war.
Ziemlich müde und etwas fröstelnd folgte er den Geräuschen.
Niemand fragte ihn nach seinem Ausweis, und es war ziemlich voll.
Aber es war auch warm, und nicht so unheimlich wie draussen.
Gabriel musste ein bisschen warten, dann wurde ein Platz an der Theke frei, der einzige freie Platz.
Seufzend setzte er sich und betrachtete das rege Treiben.
Er hätte gern etwas bestellt, aber gerade heute war ihm absolut nicht nach Alkohol, und er hatte sowieso kein Geld mehr.
Der Lärm, vermischt mit der relativ leisen Musik machten ihn unheimlich müde, sodass es nicht lange dauerte, bis er mit dem Kopf auf den verschränkten Armen über die Theke gelehnt einschlief.

Es war ein stressiger Abend.
Einer dieser Abende an denen Kölns gesammelte Vollidioten sich in der kleinen Kneipe verabredet zu haben schienen.
Ein Spinner nach dem anderen, ständig wollte jemand irgendetwas, was sie nicht hatten, pöbelte rum, bezahlte nicht oder prügelte sich mit irgendwem.
Lynn hatte alle Hände voll zu tun, gerade weil die Aushilfe krank war und der Chef es für wichtiger hielt mit den Stammkunden zu trinken.
Der erstaunlichste Gast an diesem Abend war jedoch ein Kerl, vermutlich minderjährig, wenn nicht höchstens ein paar Wochen achtzehn.
Dieser Junge brachte es, ungerührt von dem Lärm und Chaos um ihn herum, tatsächlich fertig tief und fest zu schlafen.
In einer ruhigeren Minute lehnte Lynn sich vor ihm auf den Tresen und musterte ihn mit hochgeziogener Augenbraue.
"Buh", machte er, doch der Junge zeigte keine Reaktion.
Gesegneter Schlaf...
Beneidenswert!
Lynn beschloss ihn schlafen zu lassen, irgendwie fand er ihn niedlich.

Als der Kerl geschätze zwie Stunden später noch immer da saß und schlief pustete Lynn ihm ins Gesicht.
Wieder keine Reaktion.
Schließlich steckte er ihm ein Coktailschirmchen hinters Ohr und machte sich wieder an seine Arbeit.

Erst nach Ladenschluss, als der Chef schon längst nach Hause getorkelt, die Gäste rausgescshmissen und die Stühle hochgestellt waren, ließ sich Lynn neben dem Jungen auf einem Barhocker nieder und musterte ihn interessiert.
Also tot war er nicht, dazu atmete er zu überzeugend.
Er trommelte ein paar mal mit den Fingern auf den Tresen, dann buhte er ihm erneut ins Ohr und schließlich zog er ihm den Stuhl unter dem Hintern weg.
Irgendwann musste er ja schließlich auch mal fertig werden.

Schmerzhaft und schrecklich desorientiert kam Gabriel auf dem Boden auf.
Im ersten Moment hatte er keinen blassen Schimmer wo er sich befand, dachte nur daran sich möglichst schnell aus der Reichweite seines Vaters zu bringen. Was war bloß passiert?
Erst, als er beinahe gegen einen Tisch gestolpert wäre, begannen Augen und Hirn, ihren Dienst wieder aufzunehmen, und er erinnerte sich daran, dass er nicht zuhause war.
Irgendwie musste er wohl eingeschlafen sein...
Müde brummelnd drehte er sich um und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
Der Gastraum war leer, bis auf ihn und einen Mann, der seiner Erinnerung nach der Barkeeper war.
Und dieser hatte ihn scheinbar auch vom Stuhl geschmissen.
Unsicher sah er den anderen an, aber scheinbar war er ihm nicht böse.
"Ehm... entschuldige... ich... bin wohl eingeschlafen...", begann er verwirrt.
"Ist es schon Morgen?", fragte er dann hoffnungsvoll.

"Du bist wohl eingeschlafen", wiederholte Lynn, während er die Barhocker auf den Tresen stellte, nachdem er diesen abgewischt hatte.
"Du hast wirklich einen seeligen Schlaf Kleiner", teilte er ihm mit.
"Und du hast das Schrimchen zerknickt, das ist schade, es stand dir"
Er drückte dem Jungen einen Wischmopp in die Hand und stellte den Eimer mit Putzwasser vor seine Füße, dann machte er sich daran die Kasse abzuschließen und hinter dem Tresen Ordnung zu machen.
"Nein, so richtig Morgen ist es nicht, es ist vier Uhr nachts. Tut mir wirklich sehr leid, dass ich dein Nickerchen unterbrechen musste, aber es gibt Menschen die schlafen nachts lieber in ihrem Bett, als an irgendwelchen Bars.", beantwortete er dann die Frage und holte seinen Kram von hinten, bevor er die Tür zum Gastraum absperrte.

Widerstandslos ließ sich Gabriel die Utensielien in die Hand drücken und seufzte leise, als der andere ihm mitteilte, dass es noch lange nicht Morgen war.
Gabriel war wirklich unheimlich müde...
Und bei der Erwähnung des Bettes konnte er nicht anders, als noch einmal sehnsuchtsvoll zu seufzen.
"Würd ich auch gern...", murmelte er, und begann dann automatisch damit den Boden zu wischen.
Er wusste nicht warum... aber andererseits hatte er den Mann sicherlich aufgehalten und das war jetzt die Strafe oder so.
"Es tut mir leid, ich wollte nicht hier einschlafen.", beteuerte er deshalb noch einmal.
"Es ist bloß... warm hier. Und... im Park ist es... nicht warm... und... unheimlich."
Das letzte Wort nuschelte er nur, schließlich durften Jungs keine Angst zeigen.

"Aha, kein Zuhause", stellte Lynn ungerührt fest und lehnte sich an den Tresen um den Jungen beim Wischen zu beobachten.
"Abgehaun oder rausgeflogen?", wollte er wissen, dann nahm er ihm kopfschüttelnd den Mopp aus der Hand und vollendete das Werk.
"Wenn du in dem Tempo weitermachst, komm ich heute nicht merh in mein Bett", erklärte er, drückte den Lappen aus und räumte das Putzzeug dann weg, nachdem er fertig war.
"Also, kommst du jetzt, oder soll ich dir eine Luftmatratze aufpumpen?", fragte er dann, zugegebenermaßen etwas genervt und wartete mit dem Schlüssel an der Eingangstür.

"Ehm nein... ich hab ein Zuhause, aber... ich kann da nicht hin.", beteuerte Gabriel schnell, und entschuldigte sich etwas geknickt, als sich der Mann beschwerte.
Nur zaghaft regte sich in ihm die Frage, wieso er sich das überhaupt gefallen ließ, schließlich war er kein Angestellter oder so.
"Also, kommst du jetzt, oder soll ich dir eine Luftmatratze aufpumpen?", fragte der andere plötzlich, und Gabriel beeilte sich ihm zu folgen.
"J-ja, bin schon da, tut mir leid, wohin?"

"Nach draußen?", meinte Lynn zynisch und sperrte die Tür hinter ihnen ab.
"Ich muss den Laden nämlich dicht machen, sonst liegen hier morgen früh zwanzig Jungs drinnen, denen es nachts im Park zu unheimlich ist."
Er steckte den Schlüssel ein, überprüfte, ob er alles hatte und lief los in Richtung Heimat.

"Nach draußen?", kam es ziemlich zynisch und Gabriels Schultern sackten ein Stück herab.
"Oh...", murmelte er, und sah dem anderen ziemlich verloren hinterher.
Doch dann kam Bewegung in ihn.
"Warte! Ich meine... bitte warte einen Moment!", rief er dem anderen schüchtern hinterher und lief ein paar Schritte um ihn einzuholen.
Erst als er vor dem großen stand, fehlten ihm erneut die Worte.
Was sollte er auch sagen?
Er wollte nicht alleine sein.
Schon garnicht um diese Zeit mitten in Köln ohne eine Unterkunft.
"Ich... kennst du vielleicht... kannst du... wo... wo kann ich hin?", brachte er seine Frage schließlich ungefähr auf den Punkt und flehte den anderen mit den Augen beinahe an, ihn hier nicht allein zu lassen.
Um die Ecke hörte er ein paar Betrunkene randalieren, die sich wohl nach dem Rausschmiss an der Tankstelle mit weiteren alkoholischen Getränken versorgt hatten.
"Ich... hab Angst in den Park zu gehen, da... sind betrunkene und das... und ich kann wirklich nicht nach Hause...", versuchte er es noch einmal ruhiger, und ziemlich verlegen. Trotzdem sah man wie unsicher er war, und dass er tatsächlich Angst hatte.

Lynn seufzte tief.
Er hatte definitiv keine Lust Ersatzmama für verlorene Jungs zu spielen!
Allerdings sah der Kleine wirklich nicht aus, als würde er eine Nacht im Freien überleben...
Große, grüne Augen, zerrupfte blonde Haare und das Schrimchen, zerknickt und lustlos hinter dem Ohr.
"Ok, komm mit", brummte er und setzte seinen Weg in Richtung Heimat fort.
Sie mussten ein ganzes Stück laufen, bis sie schließlich in dem düsteren Viertel ankamen und Lynn die Tür eines heruntergekommenen, dreckigen Plattenbaus aufschloss.
Er eilte das dunkle Treppenhaus hinauf, schloss seine Wohnungtür auf und ließ den Fremden heintreten.
Dann schloss er die Tür hinter sich, zog Schuhe und Jacke aus und ließ seinen Rucksack im Flur auf den Boden fallen.
"Fühl dich wie zu Hause, aber fass nichts an", teilte er dem Jungen mit und ging in die benachbarte Wohnküche.
"Und wenn du dich aufs Sofa setzt, schau bitte vorher in die Ritzen, Pete schläft da gerne drinnen", erläuterte er noch, dann öffnete er die Kühlschranktür.
Gammliger Salat, Pizzareste vom Vortag, Cola, ein alter Joghurt und zwei Scheiben Käse.
"Willst du was essen?", fragte er dann, ohne sich umzuwenden und öffnete den Pizzakarton.
Sah noch gut aus...
Roch auch noch gut...
Konnte man noch essen.

Er ließ den Karton auf de Wohnzimmertisch fallen, holte zwei Gläser und eine Flasche Cola aus dem Schrank und stellte sie dazu.
Dann ließ er sich in die Sofakissen sinken und schloss kurz die Augen.
"Wie heißt du?", fragte er dann, ohne sie wieder zu öffnen.

Gabriel hatte ziemlich viel einkalkuliert, aber DAS nicht.
Er sollte mitkommen?
Einen Moment zögerte er, aber... es war immernoch besser als allein im Dunkeln, oder?
Außerdem... würde ihm dieser Mann sicher nichts tun.
Und er war so müde...
Der andere war auch müde, und...
Dann hatte sich Gabriel entschieden und lief hinterher.
Ziemlich verschüchtert stand er schließlich in einer kleinen, verkommenen Wohnung.
"Wer ist Pete?", fragte er, als er seine Neugier nicht mehr zügeln konnte, tat aber wie geheißen und setzte sich vorsichtig auf die Couch.
Dann entdeckte er, wer wohl der Träger dieses Namens war, und sofort waren Müdigkeit und seltsame Umstände (fast) vergessen.
Eine Ratte!
"Hm? Ja, gerne", antwortete er etwas abwesend, und versuchte ganz vorsichtig die Ratte zu streicheln.
Fasziniert beobachtete er, wie die kleinen Öhrchen wackelten, und der kleine Mitbewohner des Barkeepers ihn augenscheinlich unter die Lupe nahm.
"Ich bin Gabriel", antwortete Gabriel schließlich etwas verspätet.
"Und du?

"Lynn", antwortete er knapp, goss sich Cola ein, nahm einen Schluck und biss dann in ein Stück kalte Pizza.
"Du kannst ihn ruhig nehmen, er beißt nicht", erklärte er dann schmunzelnd, während er Gabriels schüchterne Annäherungsversuche beobachtete.
"Außer du schmeckst nach Cracker, dann kann ich für nichts garantieren."
Er zwinkerte ihm zu, nahm einen weiteren Bissen und lehnte sich auf dem Sofa zurück.

"Warum kannst du nicht nach Hause?", fragte er nach einer Weile.
Generell mischte er sich nicht in fremde Angelegenheiten ein, aber der Junge wollte immerhin bei ihm übernachten, also hatte er auch ein Recht zu erfahren warum.

Fasziniert und ziemlich vorsichtig nahm Gabriel die kleine Ratte hoch.
Er war sofort verliebt in die kleinen schwarzen Knopfaugen.
Sanft setzte er das kleine Tierchen auf seinen Schoß und schüttelte ihm kurz die Pfote.
"Hallo Pete, ich bin Gabriel.", stellte er sich leise vor, und kraulte den kleinen Vierbeiner hinter den Ohren.
Er hatte sich immer ein Haustier gewünscht.

Einen Moment lang sah Gabriel den anderen unsicher an, dann entschied er, dass er die Frage beantworten musste.
Und, dass er Lynn etwas vertrauen wollte... egal ob er durfte oder nicht.
"Heute... ist der Hochzeitstag meine Eltern.", begann er stockend.
"Und mein Vater ist... also... er trinkt viel Alkohol."
Damit schien ihm alles geklärt, aber dann fiel ihm ein kleines Detail ein, das noch fehlte.
"Meine Mutter hat uns verlassen als ich 14 war."

"Er ist also Alkoholiker", brachte Lynn das auf den Punkt, was Garbiel wohl nicht aussprechen wollte.
In ihm regte sich ein ungutes Gefühl.
Aber letztendlich konnte es ihm scheißegal sein, wass dieser Garbiel für Probleme mit Alkoholikern hatte.

"Hältst du dich grundsätzlich von Menschen mit Alkoholproblemen fern?", fragte er dann dennoch und biss sich danach sofort auf die Zunge.
Es konnte sowohl ihm egal sein, was Gabriel von ihm hielt, als auch Gabriel scheißegal sein was er für Probleme hatte!

"Und ich muss irgendwann mal schlafen gehen ich hab nämlich morgen Termine", eröffnete er Gabriel dann und stand auf.
Dass er eigentlich nie Termine hatte, wusste Gabriel ja nicht.
Musste er auch gar nicht wissen.

Etwas ertappt nickte Gabriel.
So konnte man es auch ausdrücken, aber irgendwie hörte es sich... so negativ an.
"Hm? Nein... er wird bloß... aggressiv, an ihrem Hochzeitstag. Und an meinem Geburtstag, und am Geburtstag meiner Mutter. Und deshalb komm ich ihm dann lieber nicht in die Quere, aber... er ist ja trotzdem mein Vater.", versuchte Gabriel zu erklären, und hatte das Gefühl er hätte viel zu viel geredet, als Lynn aufstand und schlafen gehen wollte.
"Hast du eine Decke für mich?", fragte er und sah Lynn an, während er Pete immernoch zärtlich kraulte.

Lynn konnte Gabriels Gefühle nur zu gut nachvollziehen.
Er hatte immerhin Jahre lang das selbe ertragen müssen.
Dennoch stand ihm der Sinn gerade nicht unbedingt nach einem tiefschürfenden Gespräch, also deutete er Stumm auf die Wolldecke, die über der Sofalehne hing und wechselte Petes Wasser aus.
Dann musterte er Gabriel nocheinal abschätzend, bevor er ihm eine gute Nacht wünschte und in seinem Schlafzimmer verschwand.

Ein bisschen verunsichert ließ Gabriel den Blick über sich ergehen und versuchte lieb auszusehen.
Erst, als Lynn im anderen Zimmer verschwunden war zog er Shirt und Hose aus und kuschelte sich in die Wolldecke.
Kurz nachdem er Pete eine gute Nacht gewünscht hatte war er eingeschlafen.

Als Gabriel wieder aufwachte, war es fast schon Abend.
Gähnend streckte er sich, dann seufzte er zufrieden.
Eigentlich wäre er wirklich gern hier liegengeblieben, aber irgendwie war es dann doch seltsam nur in Unterwäsche im Wohnzimmer eines Fremden zu liegen. Vor sich hin brummelnd stand er träge auf und zog seine Jeans wieder an.
Bevor er jedoch sein T-shirt anziehen konnte kletterte Pete an ihm herauf und wollte begrüßt werden.
Und schon war alles andere vergessen... Gabriel spielte mit der kleinen Ratte.
Auf dem Wohnzimmertisch fand er einen Cracker, den Pete mit begeisterung anknabberte.

Lynn hatte den Kleinen schlafen lassen, als er am Mittag die Wohnung verlassen hatte.
Zu seinem Erstaunen war selbiger jedoch noch da, als er abends wieder nach Hause kam.

"Du siehst albern aus", teilte er ihm zur Begrüßung mit, und hängte seine Jacke an die Garderobe.

Verwirrt sah Gabriel auf, als Lynn zur Tür herein kam.
Irgendwie hatte er gedacht der andere würde noch schlafen, aber dann erinnerte er sich dunkel, dass Lynn etwas von Terminen erzählt hatte.
"Albern?", fragte er, und sah irritiert an sich herab, bevor er rot anlief.
"Sorry...", nuschelte er verlegen und zog sich schnell sein Shirt über.
Zu allem Überfluss begann dann auch noch sein Magen zu knurren, und Pete entschied, dass er weiterspielen sollte und zupfte ihn an der Hose.
"Ich... ehm...", stammelte Gabriel irritiert und absolut unfähig diese Informationen zusammen mit seiner Verlegenheit irgendwie zu verarbeiten.

"Dein Mangel an Angezogenheit wäre ja noch verkraftbar, aber dass du dich von dem Schrimchen nicht trennen willst, geht zu weit", erklärte er, während er die gemachten Einkäufe einräumte.
"Kaffee?", fragte er.
"Toast bekommst du nur, wenn du dich anziehst."

Dann setzte er sich selbst Kaffee auf und riss eine Packung Cracker auf um Pete zu füttern.
Die kleine Ratte kam sofort angetappst und setzte sich wie immer auf Lynns schulter um sich mit Krümelchen füttern zu lassen.