Versöhnung Gabriel+Jersey

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Tief atmete Gabriel ein, als er das Flughafengebäude verließ.
Er war wieder in New York.
Die Trennung von Jace war ihm sehr schwer gefallen, und er vermisste den anderen jetzt schon schrecklich.
Aber sie hatten sich versprochen immer füreinander da zu sein... Und Jace hatte versprochen, dass er Jersey Gabriel zuliebe in Ruhe lassen würde.
Jetzt fühlte sich der Brite seltsam ruhig.
Etwas träumerisch stieg er in die Ubahn, ließ sich Zeit alles wiederzuerkennen.
Inzwischen reiste er nurnoch mit einem Rucksack als Gepäck und besaß nichts mehr als zwei löchrige Pullis, zwei ebenso zerfetzte Jeans, ein Paar ausgelatschte Chucks, ein bisschen Unterwäsche, ein paar T-Shirts und ein bisschen Kleinkram.
Er hatte sich ein bisschen Mut angetrunken.
Aber nur ein bisschen, so wie immer.
Seine Haut war dunkler geworden, sein Haar von der Sonne ausgebleicht, und seine Augen schienen zu strahlen.
Er würde nicht lange bleiben... in ein paar Stunden ging sein Flug nach Ägypten.
Er wollte nur hallo sagen, und dass er Jersey liebte.
Langsam stieg er aus der Bahn, schlenderte die Straße entlang zu Jerseys Wohnung und klingelte, als er vor der Tür stand.

Jersey saß in seinem Zimmer und schaute aus dem Fenster.
Seit er vor einigen Tagen aus Island zurückgekehrt war, tat er wenig anders.
Ab und zu ein wenig essen, hin und wieder ein oder zwei Stunden schlafen.
Sonst saß er auf seinem Fensterbrett und starrte die Gegenüberliegende Hausfassade mit der flimmernden Neonreklame an.
Er war so tief in seine stoische Grübelei vertieft, dass das Türklingeln erst sehr verzögert in seinem Gehirn ankam.
Hatte sein Vater wieder den Schlüssel vergessen?
Langsam stand er auf und schlich durch das Wohnzimmer und den Flur zur Haustür.
Er war barfuß, trug eine Schlafanzughose und ein viel zu großes Löchriges Sweatshirt, seine Haare waren seit Tagen nicht gekämmt und er hatte dunkle Schatten unter den müden Augen.
Ohne durch den Spion zu sehen öffnete er die Tür und ging zurück in den Flur.
Als jedoch kein "Hallo Jersey, ich hab den Schlüssel vergessen", oder ähnliches kam, stockte Jersey, blieb stehen und drehte sich um.
Dann blieb sein Herz für einen Moment stehen.
Er blinzelte zwei Mal, ansonsten war er wie schockgefrostet.
Gabriel...

"Hallo Jersey...", lächelte Gabriel leise, als der Kleine die Tür öffnete, wieder in die Wohnung ging und ihn erst dann zu erkennen schien.
Auch er hatte sich ziemlich verändert... sah ziemlich müde aus... abgebrannt.
Gabriel sparte es sich, zu fragen ob er hereinkommen durfte.
Jersey sah nicht aus, als könnte er auf so eine Frage gerade eine vernünftige Antwort geben.
Es war unglaublich schön, den kleinen wiederzusehen.
Langsam ging Gabriel auf Jersey zu, hielt ihm die Rose hin, die er auf dem Weg aus irgendeinem Blumenladen gemopst hatte.
"Ich möchte nur mit dir reden...", sagte er leise.
Sanft berührte er Jersey an der Schulter und schob ihn in die Küche, wo er schon aus reiner Gewohnheit anfing Tee aufzusetzen.
"Keine Angst... ich bleib nicht lange...", murmelte er, und stellte Jersey eine Tasse Tee hin.

Jersey war nicht fähig irgendetwas zu tun.
Er ließ sich in die Küche schieben und starrte Gabriel einfach weiter an.
Er hatte sich sehr verändert...
Er sah... erwachsener aus... reifer...

Mechanisch schloss er seine Hände um die warme Tasse, dann erwachte er plötzlich aus seiner Trace und sein Blick verfinsterte sich.
"Wie kannst du es wagen?", zischte er und stellte die Tasse etwas zu schwungvoll auf dem Tisch ab.
"Verschwinde Gabriel! Ich hab dir gesagt, ich will dich nie wieder sehen also VERPISS DICH!!!"

Gabriel war fast erleichtert, als der Ausbruch kam.
Alles andere wäre ziemlich gruselig gewesen und hätte eindeutig bewiesen, dass er nicht den echten Jersey vor sich hatte.
"Ja...", lächelte er traurig und drehte die Tasse in seiner Hand.
Dann sah er Jersey wieder an.
"Ich verschwinde. Und du musst mich auch nie wiedersehen. Es tut mir leid Jersey. Ich habs nicht mehr ertragen."
Nachdenklich lehnte sich Gabriel zurück und sah Jersey prüfend an.
"Ich hab mich in dich verliebt, Jersey.", sagte er klar, und ohne zu zögern.
"Schon als wir uns wiedergesehen haben. In Japan... Ich hab dich die ganze Zeit geliebt und ich habs nicht mehr ausgehalten zu sehen wie glücklich du mit Kris warst. Ich liebe dich."

Ohne nachzudenken hob Jersey seine Hand und ließ sie auf Gabriels Wange sausen so fest er konnte, dann machte er auf dem Absatz kehrt, rannte durch das Wohnzimmer und warf seine Zimmertür hinter sich laut ins Schloss.
Dort sank er leise schluchzend an die Tür gelehnt zu Boden und kauerte sich so eng zusammen, wie es nur ging.
Das alles passierte nicht.
Nein, das konnte nicht wahr sein.
Es war alles ein verfickter Traum der bald aufhören würde.
Bald...
Jetzt!
Er sollte jetzt sofort aufhören!

Selbst als der brennende Schmerz durch seine Wange schoss, zuckte Gabriel nicht zurück.
Es tat weh. Nicht nur körperlich, aber... Wenn Jersey das brauchte um sich besser zu fühlen, dann war es okay.
In wirklichkeit fühlte auch Gabriel sich ein Stückchen besser.
Als wäre ihm ein kleines Stück der riesigen Last vom Herzen genommen.
Langsam trank er seinen Tee aus, dann räumte er beide Tassen weg und folgte Jersey.
Vorsichtig öffnete er die Zimmertür, und tatsächlich saß Jersey davorgekauert.
Gabriel brauchte nur einen schmalen Spalt um hindurchzuschlüpfen, dann kniete er sich zu Jersey auf den Boden und nahm ihn fest in den Arm, strich ihm beruhigend durchs Haar.
"Es tut mir leid...", murmelte er.

Jersey wehrte sich nicht gegen Gabriels Umarmung, lehnte sich jedoch nicht gegen ihn.
Er blieb zusammengekauert, reagierte überhaupt nicht auf Gabriel.
Erst nach einer langen Zeit wisperte er kaum hörbar:
"Warum? Warum Gabriel, warum? Warum hast du das alles getan?"

"Ich wollte dir nicht wehtun, Jersey.", sagte Gabriel leise.
"Ich war am Ende... und Jace war der einzige der mir helfen konnte. Ihm gings genauso dreckig wie mir. Ich hab dich wieder mit Kris zusammengebracht, weil ich wusste, dass ich für dich nicht mehr als ein Freund bin, Jersey. Das hast du mir oft genug gezeigt. Und ich wollte dass du glücklich bist... Du hast Kris geliebt, und ich dachte ich könnte es besser ertragen wenn du mit ihm zusammenbist, als wenn du dir in der Schule jemanden suchst."
Gabriel sprach ruhig, erklärend. Er hatte oft und lange darüber nachgedacht was passiert war, und warum es passiert war.
Er bereute nicht, mit Jace gegangen zu sein.
Selbst wenn Jersey ihm niemals verzieh, hatte er mit Jace die schönste Zeit seines Lebens verbracht.

Beinahe lautlos schluchzte Jersey.
Gabriels Worte bedeuteten nichts.
Sie waren nichts, als leeres Gerede für Jersey.
Sollten diese halbherzigen Erklärungen all das, was er durchgemacht hatte rechtfertigen?
"Du hast keine Ahnung wie sehr du mir weh getan hast Gabriel... und... ganz egal was du für mich warst, oder was du für mich bist... ganz egal was ich gefühlt habe oder fühle... du hast es verbockt. Ich will nie wieder etwas mit dir zu tun haben. Nie wieder. Du hast dich entschieden und ich lass mich nicht benutzen wie ein altes Paar Socken, dass du aus dem Schrank holst, wenn dir das neue Paar nicht mehr gefällt!"
Er wand sich in Gabriels Umarmung.
"Ich möchte dass du jetzt gehst und nie wieder Kontakt mit mir aufnimmst.", erklärte er bestimmt und rutschte ein wenig von ihm ab.

"Ich verlange nichts von dir, Jersey.", erklärte Gabriel leise und leistete keinen Widerstand, als Jersey von ihm abrückte.
"Ich verlange nicht, dass du mir verzeihst, oder dass du es verstehst, oder dass du meine Gefühle plötzlich erwiderst. Es ist okay. Ich finde, du hast eine Entschuldigung verdient. Mindestens. Und eine Erklärung... viellecht verstehst du sie ja doch irgendwann."
Einen Augenblick lang sah Gabriel den anderen nur an.
Er hatte sich keine Hoffnungen gemacht, als er hergekommen war.
"Ich liebe dich, Jersey.", murmelte er, und sein Blick wurde weich.
"Das wird sich nie ändern. Niemals."
Wieder zögerte er einen Moment, konnte sich trotz allem noch nicht entscheiden zu gehen.
"Mein Flug geht in acht Stunden. Bis dahin... bin ich noch hier. Falls du es dir anders überlegst... kannst du jederzeit anrufen. Und ich komm zurück."
Erst jetzt stand er langsam auf, stand, einen Moment unschlüssig.
Dann beugte er sich noch einmal zu Jersey herunter und hauchte ihm einen Kuss aufs Haar.
"Machs gut, kleiner...", lächelte er schief, dann verließ er das Zimmer, im selben Tempo in dem er gekommen war.
Ägypten wartete, auch wenn er allein kam.
Jersey würde ihm nicht verzeihen... Er war nicht wie Zui.